Ein leises Knistern wehte durch die Luft. Die Sonne hatte gerade ihren Platz am Himmel eingenommen und tauchte die weite, karge Steppe in ein goldenes Schimmern. Mein Name ist Zino, und ich bin ein junger Bienenfresser. Mit meinen grün-blau schillernden Federn, meinem braunen Kopf und dem Hauch von Schwarz an meiner Kehlzeichnung bin ich nicht nur ein Blickfang, sondern auch ein talentierter Jäger der Lüfte. Zuhause bin ich in einem staubigen Hang mit vielen kleinen Höhlen, die wir selber gegraben haben. In diesen Hang höhlt meine Familie jedes Jahr Nester aus, ein richtiger Tunnelspezialist ist mein Vater! Während ich natürlich oft von der Jagd träume – das ist das, was wir Bienenfresser am besten können – stehe ich heute an der Mündung unserer Höhle. Es dauert nicht mehr lange, bis ich zeigen muss, dass ich alleine fliegen und jagen kann. Ich bin aufgeregt, aber auch ein bisschen ängstlich. Doch bevor es losgeht, möchte ich euch meine Welt zeigen.
Der Wind, der durch die Büsche streift, erzählt hier in der Steppe immer Geschichten. Eine davon handelt vom Greifvogel, der oft seine Kreise über uns Bienenfresser zieht. Röhrkrebsenkräuter und Kamillen blühen auf dem Boden unter ihm, und in der Luft summen Insekten – unsere Lieblingsspeise. Ich habe das Fliegen schon gut gelernt, aber jagen? Das ist schwerer. Mein großer Bruder Tilo, der vor mir flügge geworden ist, hat bei seinen ersten Jagden oft daneben geschnappt. Trotzdem ist Tilo so geübt geworden, dass er uns manchmal bei Sonnenuntergang seine Tricks zeigt. Er sagt, dass guter Flugstil alles ist: So geschmeidig wie die schmale Sichel des Halbmonds zu gleiten, geduldig, ruhig. „Und keine Scheu zeigen“, hat er letzte Nacht zu mir gesagt, „die Bienen riechen deine Angst.“ Ob das stimmt? Wahrscheinlich hat er das nur gesagt, um mich zu ärgern. Aber heute traue ich mich. Heute will ich es wagen.
Mein erster Flug an diesem Tag führt mich über die struppige Landschaft, genau wie Tilo immer gesagt hat: Fließend. Tief atme ich ein. Es riecht nach Erde, nach Sommer. Auf einem kleinen Grasbüschel entdecke ich eine Hummel, die auf einem Gänseblümchen landet. „Leicht wie ein Blatt, flink wie der Wind“, erinnere ich mich an Vaters Worte. Ich ziele, spreize meine Flügel, schlage sie schneller und stürze los. Und … verfehlt! Die Hummel summt beleidigt im Zickzack davon und ich lande unbeholfen im Gras.„Du musst dem Wind mehr folgen“, höre ich Tetira, mein Cousin, rufen. Tetira saß auf einem niedrigen Ast. Er war schon immer ein schlauer Vogel – auch wenn er sich zu oft wie ein Lehrer benimmt. „Ich hab doch gestern gesagt, der Atem des Windes führt dich!“ Ja, ja, ich weiß Bescheid. Aber Tetira hat recht, ich bin zu steif gewesen, habe den Rhythmus der Luft ignoriert. Doch ich gebe nicht auf. Zum Glück gehört Geduld zu den Dingen, die Mama am meisten bei uns lobt.
Zurück am Hang ruft mich Vater in den Höhleneingang. „Wie lief es?“, fragt er und mustert mich aufmerksam. Vater ist der weiseste Bienenfresser, den ich kenne. Er erinnert sich an jeden Sommer, an den Zug gen Afrika im Winter, an jede Begegnung mit anderen Tieren, sogar an jeden Streit mit Mutter. „Die Hummel war schneller“, gebe ich zu. Plötzlich muss ich lächeln. Das erinnerte mich an die Geschichten von seiner Jugend, als er, so behauptet er, einen riesigen Grashüpfer fangen wollte – und dabei über einen Ast stolperte. Jedes Mal endet diese Geschichte mit unserem Lachen. „Mach dir nichts draus! Morgen hast du wieder eine Gelegenheit, dein Jagdgeschick zu üben. Denk daran: Familie ist nicht nur Zuhause, sie sind auch der Wind unter deinen Schwingen.“ Sein Satz bleibt bei mir. Ich sehe Tilo lächeln, spüre Tetira, der schützend einen Ast weiter hockt. Und dann: Jagd der nächste Tag.
Name: | Bienenfresser |
Wissenschaftlicher Name: | Merops apiaster |
Gewicht: | ca. 50-70 g |
Maße: | ca. 25-29 cm lang, Flügelspannweite ca. 36-40 cm |
Lebensalter: | ca. 5-10 Jahre |
Lebensraum: | offene Landschaften, Flussufer, Waldränder |
Geschwindigkeit: | ca. 40-50 km/h |
Der Bienenfresser ist ein farbenprächtiger und eleganter Vogel, der in Europa, Afrika und Asien vorkommt. Er ist leicht an seinem auffälligen Gefieder zu erkennen, das in leuchtenden Farben wie Blau, Grün, Gelb und Rot schimmert. Diese Vögel sind schlank und haben lange, gebogene Schnäbel, die perfekt zum Fangen von Insekten geeignet sind.
Bienenfresser leben in offenen Landschaften wie Savannen, Halbwüsten und Flussufern, wo sie leicht Nahrung finden können. Sie ernähren sich hauptsächlich von fliegenden Insekten, insbesondere Bienen, Wespen und Libellen, die sie geschickt im Flug fangen. Bevor sie ihre Beute verzehren, entfernen sie den giftigen Stachel durch Schlagen der Insekten gegen eine harte Oberfläche.
Bienenfresser nisten in Kolonien und graben ihre Nester in sandige oder lehmige Uferböschungen. Das Weibchen legt mehrere Eier, die beide Elternteile abwechselnd bebrüten. Nach dem Schlüpfen werden die Jungen von beiden Eltern gefüttert, bis sie flügge sind. Der Bienenfresser ist nicht nur für sein wunderschönes Aussehen, sondern auch für seine beeindruckenden Flugfähigkeiten und sein faszinierendes Jagdverhalten bekannt. Der Schutz ihrer Lebensräume ist wichtig, um das Überleben dieser farbenfrohen und nützlichen Vögel zu gewährleisten.