Ich heiße Rocky, und ja, ich bin ein Waschbär! Mit meinem buschigen Schwanz und den markanten „Banditenaugen“ streife ich am liebsten nachts durch den Wald. Nicht weit von hier plätschert ein kleiner Bach, der sich zwischen hohen Eichen und Ahornbäumen hindurchschlängelt. Heute riecht die Luft nach Abenteuer, und meine neugierige Nase kann gar nicht anders, als den Spuren zu folgen. Noch weiß ich nicht, dass diese Nacht etwas Besonderes wird.
Während ich vorsichtig durch die Büsche tapse, sehe ich Schatten über den Boden huschen. „Psst!“, ruft jemand von oben. Es ist Chip, das flinke Eichhörnchen mit dem buschigen roten Schwanz. „Rocky, pass auf! Uhu ist unterwegs!“ Uhu, die große Eule mit ihren gelben Augen, streicht manchmal lautlos durch den Wald. Für jemanden wie mich, der nicht fliegen kann, bedeutet das: Immer ein Auge nach oben richten! Ich zwinkere Chip dankbar zu und ziehe weiter.
Mein Magen knurrt, also mache ich mich auf die Suche nach einem kleinen Mitternachtssnack. Am Bach finde ich alles Mögliche: Frösche, Krebse und sogar ein paar Beeren, die ins Wasser gefallen sind. Als Allesfresser wird es nie langweilig. Meine Pfoten gleiten geschickt durchs Wasser, und ich erwische einen kleinen Krebs. „Hey, sei vorsichtig!", zischt er empört. Ich lasse ihn los. Heute will ich keinen Streit, sondern nur Frieden unter den Sternen.
Gegenüber im Gebüsch blinkt es. Neugierig wittere ich. Es ist Luzie, die scheue Kröte, die bunte Insekten liebt. „Was glitzert da, Luzie?“, frage ich. Sie zeigt auf den Bach: „Ein Feuerstein, der funkelt!“ Ich bücke mich und staune – das glitzernde Ding ist wunderschön. Luzie und ich beschließen, den Stein als Andenken an diese ungewöhnliche Nacht zu behalten. Und so wandern wir gemeinsam ein Stück am Wasser entlang, jeder mit seinem Geschenk der Natur.
Schon bald hören wir ein Rascheln. Es ist Max, der schlaksige Kojote, den ich nicht oft sehe, weil er zumeist die Wiesen und Felder durchstreift. „Was macht ihr hier in der Nähe des Menschenhauses?“, fragt er. Luzie versteckt sich hinter mir, und ich murmele: „Nur ein nächtlicher Spaziergang.“ Max schüttelt seine zottige Mähne. „Passt auf euch auf. Manche Menschen mögen uns Tiere nicht besonders.“ Mit einem Winken trabt Max davon. Ich fühle einen Stich des Nachdenkens. Warum mögen uns nicht alle gleich?
Bevor der Morgen kommt, halte ich inne und sehe den Himmel an. Die Nacht war voller Begegnungen, unterschiedlicher Stimmen und Wesen. Chip in den Bäumen, Luzie im Wasser, Max auf den Feldern – wir sind alle verschieden und doch eins. Egal, ob wir frühstücken oder jagen, springen oder gleiten – wir teilen uns diesen Wald, diesen Lebensraum. Und genau das macht es so besonders. Die Nacht endet, doch die Geschichten hier nie.
| Name: | Waschbär |
| Wissenschaftlicher Name: | Procyon lotor |
| Gewicht: | 3,6 bis 9,0 kg |
| Maße: | bis zu 71 cm |
| Lebensalter: | 20 Jahre |
| Lebensraum: | Auf dem gesamten amerikanischen Kontinent, auf kleinen Inseln in der Karibik und Europa |
| Geschwindigkeit: | 24 km/h |
Der Waschbär ist ein cleveres und anpassungsfähiges Säugetier, das ursprünglich aus Nordamerika stammt, aber heute auch in Europa verbreitet ist. Er ist leicht an seinem grauen Fell, dem buschigen Schwanz mit dunklen Ringen und der markanten "Gesichtsmaske" aus schwarzen Streifen um die Augen zu erkennen.
Waschbären sind Allesfresser und sehr geschickt darin, Nahrung zu finden. Ihre Ernährung umfasst Früchte, Nüsse, Insekten, kleine Tiere, Eier und sogar menschliche Essensreste. Sie haben ihren Namen von der Angewohnheit, ihre Nahrung im Wasser zu "waschen", obwohl dies in Gefangenschaft häufiger beobachtet wird als in freier Wildbahn. Ihre geschickten Vorderpfoten ähneln menschlichen Händen und ermöglichen es ihnen, Türen und Behälter zu öffnen und komplizierte Aufgaben zu bewältigen.
Waschbären sind hauptsächlich nachtaktiv und schlafen tagsüber in Baumhöhlen, verlassenen Gebäuden oder anderen geschützten Orten. Sie sind sehr anpassungsfähig und können in Wäldern, städtischen Gebieten und landwirtschaftlichen Landschaften überleben. Waschbären leben meist allein, kommen aber während der Paarungszeit im Frühjahr zusammen. Das Weibchen bringt nach einer Tragzeit von etwa zwei Monaten mehrere Junge zur Welt, die es fürsorglich aufzieht. Waschbären sind neugierige und intelligente Tiere, die oft für ihre Einfallsreichtum und Anpassungsfähigkeit bewundert werden.