Mein Name ist Azul, und ich bin ein indischer Pfau. Jeden Morgen, wenn die ersten Sonnenstrahlen durch das dichte Blattwerk des Dschungels im südlichen Indien brechen, glitzern meine smaragdgrünen Schwanzfedern, als wären sie aus Edelsteinen gemacht. Manchmal glaube ich, dass ich das schönste Wesen im ganzen Wald bin – aber natürlich sage ich das nie laut. Ich bin ja bescheiden, ehrlich!
Heute sah ich meinen Freund Chintu, den frechen Languren-Affen, auf einem Mangobaum herumturnen. „Azul! Azul!“, rief er aufgeregt und schwang sich von Ast zu Ast. „Du musst dir etwas anschauen! Etwas Seltsames ist an der Wasserstelle!“ Ich war neugierig, also faltete ich meine Schwanzfedern zusammen und folgte Chintu, der natürlich keine halbe Sekunde still sitzen konnte. Seine Sprünge brachten uns beide schneller zur kleinen Wasserstelle, wo ich jeden Tag trinke und mein Gefieder pflege. Es war ein heißer Tag, und die Luft roch nach nasser Erde und reifen Früchten.
An der Wasserstelle stand bereits Leela, das kluge Chital-Reh. Sie schnupperte nervös. „Azul, hast du das gesehen?“, fragte sie, wobei ihre Ohren in alle Richtungen zuckten. „Ein Fremder! Ein Tier, das hier nicht hingehört!“ Ich blickte hinüber zur Wasserstelle. Zwischen den Seerosen schwammen Federn – schillernde, blaue und auch silbrige Federn, die anders aussahen als meine eigenen. Mein Herz hämmerte. War ein anderer Pfau hier? Warum hatte ich ihn noch nicht getroffen? Leela stupste mich an. „Du bist der Mutigste unter uns, Azul. Kannst du herausfinden, was los ist? Chintu hat gesagt, du wärst schon an die Wasserstelle gegangen.“
Ich räusperte mich. Mutig... nun ja. Es stimmte natürlich, dass ich oft Dinge tat, die andere nicht wagten. Aber war es mutig gewesen, gestern Abend heimlich durch ein verfallenes Tor zu schlüpfen, wo ein alter Bauernhof lag? Dort hatte ich mir – ich gebe es zu – ein paar leuchtend blaue Beeren stibitzt. Beeren, die niemandem gehörten... oder? Aber die Sache beschäftigte mich seitdem. Ehrlich gesagt war das Tor unheimlich, und es fühlte sich auch komisch an, diese fremde Welt zu betreten.
„Ich... ich werde es herausfinden!“, verkündete ich schließlich und marschierte in Richtung der Wasserstelle. Innerlich hoffte ich, dass die mysteriösen Federn eine ganz harmlose Erklärung hatten. Kaum war ich näher herangetreten, sprang mich ein Schatten aus dem Gebüsch an – es war Chintu! Der Schlingel. „War nur ein Spaß!“, rief er lachend und fegte die Federn mit seinem Schwanz ins Wasser. Ich seufzte. „Ehrlich, Chintu, manche Streiche sind einfach zu viel!“, schimpfte ich – aber ich musste zugeben, dass ich erleichtert war. Kein Eindringling im Dschungel, keine Gefahr!
Bei meinem Rückweg dachte ich viel über Ehrlichkeit nach. Vielleicht war es an der Zeit, mir selbst einzugestehen, dass mein Herz wegen der Beeren noch schwer war. Also lief ich nach Süden, zum alten Bauernhof, und sah nach, ob dort jemand war. Und tatsächlich: Ein alter Mann mit grauem Bart saß auf der Veranda. Als ich schüchtern mit meinem Pfautanz um seine Füße schlich, lächelte er. „Hast du meine blauen Beeren gestern genossen?“, fragte er sanft. Mein Kopf sank, und ich machte einen kleinen Knicks. Doch zu meiner Überraschung lachte er: „Nimm nur, sie wachsen zu viele für mich allein!“ Manchmal, dachte ich, bringt Ehrlichkeit ein Ergebnis, mit dem man gar nicht rechnet – und macht das Herz ein wenig leichter. Was für ein Tag voller Abenteuer und Einsichten.
| Name: | Pfau |
| Wissenschaftlicher Name: | Pavo cristatus |
| Gewicht: | ca. 4-6 kg |
| Maße: | ca. 100-115 cm lang, Schwanzlänge bis zu 150 cm, Flügelspannweite ca. 140-160 cm |
| Lebensalter: | ca. 15-20 Jahre |
| Lebensraum: | Wälder, offene Landschaften, Parks |
| Geschwindigkeit: | ca. 16 km/h zu Fuß |
Der Pfau ist ein auffälliger und majestätischer Vogel, der für seine prächtigen, bunten Schwanzfedern bekannt ist. Diese Federn, die bei Männchen während der Balzzeit zu einem beeindruckenden Rad aufgespannt werden, sind mit auffälligen Augenflecken verziert und schimmern in metallischen Blau-, Grün- und Goldtönen. Es gibt drei Hauptarten von Pfauen: den Indischen Pfau, den Grünen Pfau und den Kongopfau, wobei der Indische Pfau der bekannteste und weitverbreitetste ist.
Pfauen leben in offenen Wäldern, Dschungeln und Graslandschaften in Asien und Afrika. Sie sind Allesfresser und ernähren sich von einer Vielzahl von Nahrungsmitteln, darunter Samen, Früchte, Insekten und kleine Wirbeltiere. Pfauen verbringen viel Zeit am Boden, wo sie nach Nahrung suchen, können aber auch auf Bäume fliegen, um zu schlafen oder sich vor Raubtieren zu schützen.
Während der Balzzeit stellen die Männchen ihre prachtvollen Schwanzfedern zur Schau, um Weibchen zu beeindrucken. Sie führen einen aufwendigen Tanz auf und schütteln ihre Federn, um die Aufmerksamkeit der Weibchen auf sich zu ziehen. Die Weibchen, auch Pfauenhennen genannt, sind weniger farbenfroh und haben ein unscheinbares braunes Gefieder, das ihnen hilft, sich zu tarnen. Nach der Paarung legt das Weibchen mehrere Eier in ein gut verstecktes Nest am Boden, das sie etwa vier Wochen lang bebrütet. Pfauen sind nicht nur wegen ihrer Schönheit, sondern auch wegen ihres kulturellen und symbolischen Werts in vielen Kulturen auf der ganzen Welt geschätzt.